Wenn wir über Vielfalt in der Agenturwelt sprechen, meinen wir meistens Aspekte wie die Gleichberechtigung von Frauen und Männern, die Herkunft und die Altersstruktur der Mitarbeitenden sowie die Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Eine gründliche Analyse dazu nimmt der GWA jährlich vor. Wir wollen heute auf einen besonderen Aspekt der Diversity in der Agenturbranche näher eingehen: Das Miteinander der unterschiedlichen Generationen. Insbesondere die Youngsters, die der Generation Z angehören, werden häufig kritisiert. Zu Unrecht, wie wir finden. Denn sie sind eine echte Bereicherung für jedes Team, indem sie uns dazu motivieren, über den Tellerrand hinauszuschauen. Dadurch können sie der Agenturwelt wichtige Impulse geben – wenn man sie denn lässt! Ein Plädoyer für die Gen Z.
Als Zielgruppe ist die Generation Z beliebt. Zahlreiche Agenturen haben sich längst auf das Erreichen der jungen Menschen, die zwischen 1995 und 2012 geboren wurden, spezialisiert. Tatsächlich ist hier eine andere Herangehensweise angesagt als in anderen Altersgruppen. Denn die Gen Z ist digitaler und multitaskingfähiger als jede Generation zuvor. Immerhin kennt sie das Leben nur mit Smartphone.
Darüber hinaus ist sie jedoch auch aktivistisch. Sie hat und vertritt ihre Meinung. Authentizität und Sinnhaftigkeit sind ihr wichtig. Perfekte Grundlagen für Initiativen wie Fridays for Future. Social Media stellt die perfekte Bühne für die Botschaften dar – allen voran TikTok.
Klingt alles positiv, oder? Auf jeden Fall! Zumindest aus Sicht der Werbenden!
Gen Z am Arbeitsplatz: Missverständnisse und Möglichkeiten
In Bezug auf die Zusammenarbeit klingt es dann aber total anders. Denn auf dem Arbeitsmarkt sorgen die Youngsters für Irritation.
Bequem sind sie, geradezu arbeitsscheu. Böse Zungen sprechen sogar von Faulheit. Sie strengen sich nicht an und kompensieren ihre geringe Stressresistenz mit Yoga. Bei der Work-Life-Balance vergessen sie gern mal das erste Wort, denn eigentlich haben sie keinen Bock auf Arbeit, sondern verwirklichen sich lieber selbst. Darüber zu reden, bringt nichts, denn konfliktscheu sind sie auch noch. Dafür stellen sie jede Menge Forderungen, bevor sie etwas geleistet haben. Wie sollen die jemals unsere Rente zahlen?
Wohlgemerkt: Das ist nicht unsere Meinung. Aber solche Vorurteile hören wir häufig über Vertreter:innen der Generation Z. Und genau damit wollen wir aufräumen. Denn:
Wir bei kleinkariert sind große Fans der Gen Z. Wir kennen und schätzen ihre Denkweise.
Es ist an der Zeit, die Gen Z nicht als lästige Bedrohung, sondern als Chance zu sehen. Denn in einer Welt, die sich ständig weiterentwickelt, brauchen wir junge Menschen, die das bestehende Team mit ihren positiven Eigenschaften und Skills ergänzen.
Diversity in der Agenturbranche: Was zeichnet die unterschiedlichen Generationen aus?
Generationen sind immer ein Produkt aus den Umständen ihrer Zeit. Werfen wir also einen kurzen Blick auf ihre Eigenschaften und wie diese zustande kommen, um die Unterschiede besser zu verstehen.
Babyboomer (1946-1964)
Diese Generation ist geprägt von Loyalität und Fleiß. Ihre Arbeitsmoral ist ebenso hoch wie ihr Einsatz. Sie liebt Hierarchien und klare Strukturen. Das ist wissenswert, denn: In der Agenturbranche sitzen die Boomer, wenn sie denn überhaupt noch präsent sind, in der Regel an der Spitze. Dabei bescheinigt ihnen der Soziologe Heinz Bude „ein schwaches Wir-Gefühl und wenig Vision“. Sie seien eher beobachtend. Dabei vereint sie vor allem ein Gefühl: Von ihnen gab es eigentlich immer zu viele. Erst im Klassenzimmer, dann auf dem Arbeitsmarkt. Und sehr bald als Rentner.
Generation X (1965 bis 1980)
Immer nur schuften, wie die Eltern? Nein, danke, findet die Gen X und strebt die Vereinbarkeit von Beruf und Familie an. Die Work-Life-Balance kommt erstmals ins Spiel. Dennoch gerät die vermeintlich heile Welt ins Wanken. Plötzlich gibt es Phänomene wie Arbeitslosigkeit. Die Folge: Bei der Arbeit geht es neben Leistung auch um materielle Sicherheit. Wie sinnvoll oder erfüllend ihre Tätigkeit ist, spielt deshalb nur eine untergeordnete Rolle. Die Angst vor einem Jobverlust führt dazu, dass sie schwierige Situationen ertragen, ohne etwas dagegen zu tun, sondern lieber fleißig, wenn auch flexibler, weiter arbeiten.
Generation Y (1981-1995)
Top ausgebildet und qualifiziert: Die Millennials sind die Generation mit den meisten Abiturient:innen und Hochschulabsolvent:innen. Darüber hinaus wachsen sie von klein auf mit digitaler Technik auf. Über ihr Potenzial sind sie sich im Klaren. Sie wollen ihre Talente und Fähigkeiten frei entfalten und streben nach lebenslangem Lernen und persönlicher Weiterentwicklung. Die Work-Life-Balance wandelt sich zum Work-Life-Blending. Agenturen müssen sich zum ersten Mal warm anziehen, um ihnen etwas bieten zu können. Auf einmal müssen sie sich um die Top-Talente bewerben und nicht umgekehrt. Eine offene Unternehmenskultur wird unumgänglich.
Generation Z (1996-2012)
Kommen wir nun zu der Generation, die jetzt den Arbeitsmarkt betritt. Die der Aufhänger zu diesem Artikel ist.
Während die Gen Y mit digitaler Technik aufgewachsen ist, kennt die Gen Z gar nichts anderes. Sie sind durch und durch Digital Natives, die ihr Smartphone komplett in ihr Leben integriert haben. Sie informieren sich darüber, sie tauschen sich darüber aus, sie suchen darin nach Lösungen, und das alles in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Sie sind multitaskingfähig, weil sie gar nicht anders können.
Im Gegenzug erwarten sie, dass Entscheidungen auch schnell getroffen werden. Darin sind sie selbst überraschenderweise nicht so gut, dafür brauchen sie wiederum ein Team, in das sie sich gern eingliedern. Denn sie sind keine Einzelkämpfer:innen.
Übrigens: Auch, wenn das digitale Leben mit dem realen verschmilzt, haben sie ein großes Bedürfnis nach Werten. Nachhaltigkeit, Diversität und soziale Gerechtigkeit liegen ihnen extrem am Herzen. Das kommt nicht von ungefähr. Sie wachsen mit dem Klimawandel und in einer vielfältigen Gesellschaft auf und sind über das Internet global vernetzt. Dadurch beeinflussen diese Werte ihr tägliches Denken und Handeln. Ebenso bewusst, tolerant und offen verhalten sie sich auch.
Und: Während die Gen Y für ihr Warum bekannt ist, treibt die Gen Z das auf die Spitze. Sie nehmen Vorhandenes nicht einfach hin, sondern erfragen genau den Sinn dahinter.
Gen Z als Teil der Diversity in der Agenturbranche
Du erinnerst dich an die (leider verbreiteten) Vorurteile gegen die Generation Z, die wir eingangs genannt haben. Jetzt, wo wir die positiven Eigenschaften der jungen Menschen kennen, können wir sie einfach entkräften. Im Umkehrschluss ergibt sich daraus auch, wie andere Generationen und damit alle Mitarbeitenden der Agentur davon profitieren.
Vertreter:innen der Generation Z sind nicht faul, sondern extrem pragmatisch.
Sie konzentrieren sich auf das Wesentliche. Mithilfe von digitalen Tools eliminieren sie Zeitfresser, delegieren unliebsame Dinge also quasi an die Technik. Ein klarer Anreiz dafür, sich Technologien noch stärker zu öffnen, Prioritäten zu setzen und sich auf die Aufgaben zu konzentrieren, die den größten Mehrwert bringen.
Außerdem haben sie erkannt, dass Produktivität auch Pausen und Erholung braucht.
Und das nicht in der Theorie, sondern in der Praxis: An ihren eigenen Eltern und ihrem direkten Umfeld sehen sie, welche Auswirkungen ein hohes Stresslevel hat. Um sich selbst vor seelischen Leiden und Burnout zu schützen, achten sie auf sich – und bauen dann halt eine Yogastunde in ihren Arbeitsalltag ein. Tun wir es ihnen gleich und lassen uns mehr Selbstfürsorge angedeihen!
Sie sind auch keineswegs konfliktscheu, sondern bringen ihre Meinung selbstbewusst ein.
Aber halt nur für Themen, die sie für sinnhaft empfinden. Eine Anregung, selbst häufiger mal die Sinnfrage zu stellen und zu überlegen: Was bringt das eigentlich, was wir hier tun?
Eine Frage, die insbesondere die Denkweise der älteren Mitarbeitenden enorm aufmischen kann – im positiven Sinn. Denn damit lassen sich Denkweisen wie „Kennen wir nicht, brauchen wir nicht” oder der boomertypische Satz „Das haben wir hier schon immer so gemacht” abstreifen.
Sie fordern – aber warum auch nicht?
Sie sind top ausgebildet, intrinsisch motiviert und lernbereit, und in der Lage, sich schnell in neue Themen und Arbeitsweisen einzuarbeiten. Als „milde Reinkarnation der Achtundsechziger” drehen sie sich zudem nicht nur um sich selbst. Warum sollen sie dann nicht auch Forderungen stellen?
Oder anders herum gefragt: Kommt es manchen Menschen vielleicht auch nur so vor, als würden sie zu fordern? Nämlich genau denen, die davor aus Harmoniegründen oder falsch verstandenen Anstand zurück scheuen, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse anzumelden? Go for it!
Leben und lernen: Vielfalt inspiriert
Du siehst: Der Mix macht es. Diversity in der Agenturbranche gelingt, wenn wir die Skills und positiven Eigenschaften jedes Menschen so in den Vordergrund stellen, dass alle davon profitieren.
Dazu dürfen wir durchaus weniger in Generationen denken. Denken wir an das, was uns zusammenhält und verbindet. Lernen wir von denen, die ein geballtes Maß an Erfahrung und Besonnenheit, auch in stressigen Phasen, an den Tag legen. Sie sind wichtige Mentor:innen.
Lernen wir von denen, die Eigenständigkeit und Entscheidungsfreude ins Spiel bringen, ebenso wie von denen, die durch Geschwindigkeit und mehr Leichtigkeit im Umgang mit Herausforderungen punkten. Oder, wie wir in Köln sagen: Et hätt noch emmer joot jejange.
Seien wir offen für neue Ideen und Perspektiven in der Agentur, für neue Kompetenzen und lebenslanges Lernen.
Und vor allem: Machen wir uns frei von Voreingenommenheit. Welche Rolle spielt es für unser Agenturleben, in welcher Dekade jemand geboren wurde? Wir alle sind Individuen, die den gleichen achtsamen Umgang mit unseren Fähigkeiten, aber auch mit unseren Bedürfnissen und Defiziten verdienen.
Das interne Klima ist unverändert der wichtigste Faktor für die Bindung von Mitarbeitenden – egal welchen Alters und welcher Position. Wie ist es um das Klima in deiner Agentur bestellt? Schreibe uns eine E-Mail an kontakt@kleinkariert.com oder ruf uns unter 0221 977 659 55 an, wenn du Nachholbedarf hast und dabei Unterstützung brauchst.
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