Schuldzuweisungen im Job: Mit guter Kommunikation gegen das schlechte Gewissen

Wir lernen schon als Kind, dass das Wort “Schuld” eine negative Bedeutung hat. “Wessen Schuld war das?” ist meistens die erste Frage, die kommt, wenn etwas schiefgelaufen ist. Wenn wir etwas falsch machen, wird oft nicht unser Versuch anerkannt, sondern es werden stattdessen unsere Fehler betont. Das setzt sich im Berufsleben häufig fort.  Tatsächlich ist es so, dass Schuldbewusstsein durchaus eine Berechtigung hat: Schuldgefühle und das damit verbundene schlechte Gewissen oder sogar Skrupel sind wichtig, um (moralische) Verantwortung zu übernehmen.  Das schlechte Gewissen ist wie ein verinnerlichter Kompass”, sagt der Schweizer Sozialpsychologe Dr. Jörg Hupfeld und bezeichnet es alsKitt unserer Gesellschaft”.  Tabu ist es jedoch, Schuldgefühle zu provozieren.  Wer Schuldzuweisungen im Job als emotionales Druckmittel nutzt, tut Mitarbeitenden und dem Unternehmen keinen Gefallen. Deutlich besser ist es, sich bei Misserfolgen, Konflikten und Fehlern stattdessen auf eine konstruktive Herangehensweise und auf die Lösung zu konzentrieren. Hier kommen einige Ideen, wie du das angehst. 

Die Bedeutung einer Fehlerkultur: Schuldzuweisungen überwinden und von Fehlern lernen

Im Arbeitskontext sind Fehler unvermeidlich. Niemand ist perfekt, und jeder von uns macht gelegentlich Fehler oder stößt auf Schwierigkeiten. Schuldzuweisungen sind hier allerdings fehl am Platz. Sie verunsichern und erzeugen Angst – vor Bestrafung, kommenden Entscheidungsprozessen und auch davor, sich zu Fehlern zu bekennen und Verantwortung zu übernehmen. Dadurch werden sie zum echten Killer für Kreativität und Selbstvertrauen. 

Und: Insbesondere wenn Schuldzuweisungen im Job vor versammelter Mannschaft erfolgen, führen sie zu Schamgefühl. Das mag in der unvergesslichen Szene in Monty Pythons „Life of Brian” lustig sein, wenn die bärtigen Frauen „Sie war’s, sie war’s! Er war’s, er war’s” rufen. Im Berufsleben ist es aber alles andere als witzig und demoralisiert alle Anwesenden.

Um solche Auswirkungen zu verhindern, brauchen wir eine positive Fehlerkultur, die nicht das Schuldprinzip, sondern das Streben nach Verbesserung zur Basis hat. Anders gesagt. Es ist nicht entscheidend, wer den Fehler begangen hat (= wer Schuld daran hat), sondern wie solche Fehler in Zukunft vermieden werden.

Zitat Schuldzuweisungen im Job_Bernado Stamateas

Die Bedeutung von Verständnis statt Schuldzuweisung

Ist das Kind schon in den Brunnen gefallen und du bist kurz davor, dein Team herunterzuputzen? Hier braucht es einen Perspektivenwechsel: Wir sollten uns in die Lage der Betroffenen hineinversetzen und herausfinden, was ihnen gefehlt hat und was er benötigt, um solche Fehler in Zukunft zu vermeiden. Wir sollten Hilfestellung geben und fördern statt Schuldgefühle zu erzeugen.

Anstatt also sofort mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und Schuld zuzuweisen, sollte unser erster Reflex sein, Verständnis zu zeigen.

Verständnis bedeutet nicht nur zu akzeptieren, dass Fehler passieren können, sondern auch eine aktive Rolle dabei einzunehmen, den anderen zu unterstützen. Statt nach dem “Wer?” zu suchen und den Fehler einer Person anzulasten, sollten wir uns fragen: Was hat dieser Person gefehlt? Welche Ressourcen oder Informationen waren nicht vorhanden? Indem wir uns in die Lage des anderen versetzen und versuchen zu verstehen, können wir eine konstruktive Arbeitsumgebung fördern, in der Fehler als Lernchancen betrachtet werden.

Fördern statt Schuldgefühle erzeugen

Auch, wenn eine Studie der Kühne Logistics University besagt, dass Schuldgefühle im Job zur Steigerung der Leistung führen können: In der Regel sind sie kontraproduktiv und beeinträchtigen das Wohlbefinden am Arbeitsplatz erheblich. Anstatt unser Team zu demoralisieren, sollten wir uns darauf konzentrieren, sie zu fördern und ihnen die Werkzeuge an die Hand zu geben, um ihre Arbeit besser machen zu können.

Das bedeutet nicht, dass Fehler einfach ignoriert werden oder keine Konsequenzen haben sollten. Es geht vielmehr darum, einen Raum für offene Kommunikation und kontinuierliches Lernen zu schaffen. Indem wir die Person unterstützen, die etwas nicht so erledigt hat, wie es geplant war, geben wir ihr die Möglichkeit zur Selbstreflexion und zur Verbesserung ihrer Fähigkeiten. Apropos “geplant war”: Ein sauberes Briefing dient ebenfalls der Vorbeugung von Fehlern. Denn nur, wenn die Person weiß, was zu tun ist und was damit erreicht werden soll, kann sie ihre Aufgabe auch leisten. Alles andere würde bedeuten, Erwartungshaltungen zu erfüllen, die gar nicht bekannt sind – da ist Unzufriedenheit auf allen Seiten fast schon vorprogrammiert.  

Kommunikation als Schlüssel zum Erfolg

Eine effektive und wertschätzende Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil einer jeden erfolgreichen Zusammenarbeit. Wenn es darum geht, mit Schwierigkeiten umzugehen oder Lösungen für Probleme zu finden, ist es wichtig sicherzustellen, dass alle Beteiligten ein klares Verständnis davon haben, was von ihnen erwartet wird.

Um Missverständnisse zu vermeiden und effektive Kommunikation sicherzustellen, sollte regelmäßiger Austausch gefördert werden. Das bedeutet nicht nur formelle Meetings oder Feedbackrunden einzuführen, sondern auch informelle Gespräche und einen offenen Dialog zu ermöglichen. Indem wir eine Umgebung schaffen, in der Menschen frei sprechen können, fühlen sie sich eher gehört und unterstützt.

Mentoring und Coachings

Mitarbeitende zu fördern, ist Teil der Personalentwicklung. Eine Möglichkeit, eine Fehlerkultur zu etablieren, in denen Hilfestellung statt Schuldzuweisungen angewandt wird, ist ein Mentoring-Programm.Erfahrene Mitarbeitende können ihre Expertise teilen und denjenigen zur Seite stehen, die Unterstützung benötigen. Patenschaften innerhalb der Agentur sind ein weiterer Weg. Alternativ bietet sich auch die Zusammenarbeit mit Business Coaches an, die die persönliche und fachliche Entwicklung fördern. 

All diese Möglichkeiten tragen nicht nur dazu bei, dass diejenigen, die Unterstützung benötigen, besser werden, sondern stärken auch das Gemeinschaftsgefühl und den Teamzusammenhalt. Indem wir ein Umfeld schaffen, in dem wir gegenseitige Unterstützung leben, bauen wir ein Klima des Vertrauens auf und verringern die Wahrscheinlichkeit von Schuldzuweisungen.

Zitat Schuldzuweisungen im Job_Erich Kästner

 

Lernen aus Fehlern

Fehler sind immer eine Möglichkeit zum Lernen und Wachsen. Statt jemanden für einen Fehler zu bestrafen oder ihn als Versagen abzustempeln, sollten wir uns darauf konzentrieren, was wir aus dem Fehler lernen können.

Das bedeutet nicht nur individuelle Reflexion über den eigenen Beitrag zum Fehlerprozess. Auch das Teilen von Erkenntnissen mit anderen Teammitgliedern gehört dazu. Durch den Austausch von Erfahrungen und das gemeinsame Lernen können wir als Team wachsen und unsere Arbeitsweise kontinuierlich verbessern.

Heike Dahlhaus und Hanna Willach von kleinkariert

Aus den oben genannten Punkten haben wir fünf konkrete Tipps für euch erarbeitet, wie ihr Schuldzuweisungen im Job vermeidet:

 

  • Denkt lösungsorientiert

Schuldzuweisungen sind nicht produktiv. Stattdessen sollten wir uns darauf konzentrieren, wie wir gemeinsam eine Lösung finden können, wie der Fehler behoben und vor allem wie kommende Fehler vermieden werden können.

  • Geht der Sache auf den Grund

Finde mit gezielten Fragen heraus, was passiert ist und welche Faktoren dazu beigetragen haben. Versuche, die Perspektive der Anderen zu verstehen und erfrage, was sie an Unterstützung benötigen.

  • Schafft eine vertrauensvolle Atmosphäre

Eine offene Kommunikation ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit. Schaffe eine sichere, respektvolle Umgebung, in der Fehler ohne Angst vor Zurückweisung oder Repression zur Sprache kommen.

  • Setzt auf Hilfe statt Häme

Arbeitet gemeinsam an einer Lösung, um sicherzustellen, dass der Fehler nicht wieder passiert. Überlegt zusammen, welche Schritte unternommen werden können, um das Problem zu lösen.

  • Gebt Feedback und fordert es ein

Konstruktives Feedback ist die Grundlage jeglicher Verbesserung. Das gilt übrigens auch für Lob, das bewirkt das Gleiche!

Ihr seht: Indem wir uns von Schuldzuweisungen abwenden und stattdessen auf Verständnis und Unterstützung setzen, können wir eine positive Arbeitsumgebung schaffen und Fehler als Lernchance betrachten. Bei dieser konstruktiven Herangehensweise stellen wir nicht das WER in den Vordergrund. Stattdessen geht es um das WARUM und das WIE – in dem Fall, wie wir Misserfolge in Zukunft vermeiden können. Nur so können wir als Team erfolgreich sein und eine positive Arbeitsumgebung schaffen.

In deiner Agentur mangelt es an einer entsprechenden Fehlerkultur? Gern unterstützen wir euch dabei, ein besseres Miteinander aufzubauen! Schreibt uns eine E-Mail an kontakt@kleinkariert.com und wir melden uns umgehend zurück!

 

 

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