NICHT OHNE MEIN TEAM: WIE IHR FLEXIBLE ARBEITSZEITMODELLE GEMEINSAM ENTWICKELT

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Früher ging es um den Firmenwagen, das Einzelbüro und um einen besonders wohlklingenden Jobtitel. Heute steht bei ArbeitnehmerInnen etwas ganz anderes oben auf der Wunschliste: Flexible Arbeitszeitmodelle. Und zwar nicht nur – ja, den Aufschrei haben wir bereits erahnt! – bei den mangels Arbeitswut häufig gescholtenen Millenials, sondern generationsübergreifend. Warum Unternehmen darauf dringend reagieren müssen, wenn sie im War for Talents nicht mit Pauken und Trompeten untergehen wollen, und wie dieses Reagieren aussehen könnte, nehmen wir heute kleinkariert unter die Lupe.

71,3 Prozent der unter 30-Jährigen finden, dass flexible Arbeitszeiten ArbeitgeberInnen besonders attraktiv machen. Bei den ArbeitnehmerInnen über 30 sind es sogar 77,9 Prozent. Frauen ist der Aspekt generell wichtiger als Männern: 84,4 Prozent stellen mehr Flexibilität noch vor finanziell geförderte Weiterbildungsangebote, betriebliche Altersvorsorge, die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten oder Annehmlichkeiten wie einen Zuschuss zur Fahrkarte oder eine Kantine.  Zu diesen Ergebnissen kommt die Candidate Journey Studie 2017, die meta HR und stellenanzeigen.de gemeinsam erstellt haben.

 

 

Grafiken: meta HR/stellenanzeigen.de

Also, was tun? Handeln. Und das nicht im cheftypischen Alleingang, sondern gemeinsam.

Step 1: Frag doch einfach nach.

Bringe in Erfahrung, was jede einzelne Person im Team sich wünscht. Du arbeitest mit erwachsenen Menschen, die individuelle Bedürfnisse haben. Ein Anfang ist, dass MitarbeiterInnen selber das Stundenkontingent vorgeben, in dessen Rahmen sie gern arbeiten möchten. Das kann sogar variieren, nach Jahreszeit oder nach Aufgabenbereich.

Wenn du ein vertrauensvolles Verhältnis zu deinem Team hast, bekommst du dabei vielleicht sogar heraus, warum die einzelne Person mehr Flexibilität in ihrem Arbeiten haben möchte. Manche wünschen sich mehr Zeit für die Familie oder für Hobbies. Bei anderen kristallisiert sich heraus, dass sie besser auf ihren Biorhythmus eingehen möchten – du weißt schon, die Sache mit der Lerche und der Nachtigall.

Andere leben in einer Fernbeziehung, studieren nebenbei, wollen der besten Freundin beim Aufbau ihres Cafés helfen, ein Buch schreiben oder sich schlicht den Tagesablauf nicht mehr vorschreiben lassen.

Es gibt tausend Gründe dafür, warum jemand nicht jeden Werktag von 9 bis 17 Uhr arbeiten möchte. Gib dir die Mühe und lerne wenigstens fünf davon kennen. Das erleichtert die Umsetzung.  

Step 2: Involviere dein Team bei der Entwicklung von Arbeitszeitmodellen.

Mit deinem neu erworbenen Wissen kannst du dich jetzt direkt ans Werk machen und die Wünsche deines Teams in die Praxis umsetzen. Wir halten das allerdings für keine gute Idee. Denn es geht dabei ja nicht um dich – es geht um deine MitarbeiterInnen.

Binde dein Team daher ein. Lasse das Konzept für flexibilisierte Arbeitszeiten von deinen MitarbeiterInnen kommen, anstatt es starr vorzugeben. Und lasse dich von dem dann beginnenden Prozess des selbstständigen Handelns und Denkens mitreißen. Wir versprechen dir: Darin steckt jede Menge Inspiration!

Was dabei herauskommen könnte:

– Dass zwei MitarbeiterInnen so kürzer treten möchten, dass beide Vollzeitstellen zukünftig zu einer verschmelzen und die beiden effizient im Tandem arbeiten.

– Dass sich die Arbeitszeiten in Ihrem Unternehmen ändern. Denn wenn Frau Meier ihre Aufgaben schlichtweg in fünf Stunden schafft, gibt es keinen Grund dafür, sie acht Stunden am Schreibtisch zu verhaften. Anderes Beispiel: Es gibt nicht wenige Menschen, die gern abends arbeiten. Wie wäre es mit der Einführung einer Spätschicht?

– Dass sich die Aufgabengebiete verschieben. Denn vielleicht entscheidet sich Frau Meier ja auch dafür, andere Aufgaben zu übernehmen anstatt nach fünf Stunden nach Hause zu gehen. Job Enlargement oder Job Enrichment sind hier die Stichworte. 

– Dass Stoßzeiten besser gehandhabt werden können – denn wenn man in Zeiten des Leerlaufs kürzer tritt, ist man motivierter dabei, wenn die Hütte brennt. Sich flexibel der Auftragslage anpassen zu können, ist für alle Beteiligten ein Gewinn.

– Dass Fehlzeiten sich drastisch reduzieren. Denn wer flexibel arbeitet, kann seine privaten Verpflichtungen wie Arztbesuche oder Behördengänge entspannt in seiner Freizeit erledigen statt sich mit dem ständigen Blick auf die Uhr abzuhetzen.

– Dass sich gar nichts ändert. Denn vielleicht gewährst du bereits ausreichend Freiheiten, so dass dein Team mit den vorhandenen Möglichkeiten schon happy ist.

Was dabei auf jeden Fall herauskommen wird:

– Dass dein Team wieder deutlich motivierter arbeitet. Selbstbestimmt, frei und eigenverantwortlich.

– Dass die Produktivität sich erhöht, unter anderem, weil alle gemäß des persönlichen Biorhythmus arbeiten und den individuellen Konzentrationskurven folgen können. Das ist übrigens keine rein unternehmerische Sichtweise: Oben genannter Global Workplace Survey besagt, dass 85 Prozent der befragten ArbeitgeberInnen sowie ArbeitnehmerInnen genau diese Produktivitätssteigerung aussagen. Insgesamt glauben 65 Prozent, dass Arbeitsumgebungen, die sich an die jeweiligen Tätigkeiten und MitarbeiterInnen anpassen, effizienteres Arbeiten fördern.

– Und dass sich dein Vorgehen in neuen Bewerbungen niederschlägt. Denn sinnvolle Arbeitszeitregelungen und zufriedene MitarbeiterInnen erhöhen eure Attraktivität als ArbeitgeberIn enorm – Stichwort Employer Branding, also der Aufbau einer ArbeitgeberInnenmarke.

 

 

Step 3: Bleib dran!

Flexibles Arbeiten ist ein dynamischer Prozess, der im Grunde nie abgeschlossen sein wird. Bedürfnisse verändern sich, neue KollegInnen kommen hinzu, Abläufe sind im Wandel. Stellt die Arbeitszeitmodelle also regelmäßig gemeinsam mit dem Team auf den Prüfstand.

Außerdem wichtig: Verankert das Prinzip in eurer Unternehmenskultur. Stelle sicher, dass allen klar ist, was flexibles Arbeiten bedeutet. Wenn du Transparenz schaffst, beugst du Unmut und Neid vor. Sprüche wie „Na, heute einen halben Tag frei?“, wenn jemand nach dem Mittagessen schon zusammenpackt, waren schon immer doof. Bei flexiblen Arbeitszeiten landen sie aber noch schneller im falschen Hals.

Flexibilität heißt übrigens nicht zwingend grenzenlose Freiheit. Klare Regeln, Deadlines, Meetings, Zielvereinbarungen – all so etwas bleibt auch bestehen, wenn man sich für neue Arbeitszeiten entscheidet.

Nächster Aspekt: Zeiterfassung. Allerdings nicht, um zu kontrollieren, ob die KollegInnen auch genug arbeiten. Sondern um im Blick zu behalten, ob die Projekte richtig kalkuliert sind. Nun, und um zukünftig auch den Anforderungen gerecht zu werden, die der Europäische Gerichtshof an Arbeitgeber stellt: ArbeitgeberInnen in der Europäischen Union müssen die Arbeitszeiten ihrer ArbeitnehmerInnen systematisch erfassen. Alle Informationen dazu haben wir für euch in diesem Artikel aufbereitet. Auch wenn es für euch vielleicht noch gar nicht zutrifft, weil ihr noch unter die Übergangsfrist fallt: Kluge UnternehmerInnen bauen schließlich vor.

Du willst mehr über die erfolgreiche Umsetzung flexibler Arbeitszeitmodelle erfahren? Sprich uns gern an.

 

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